Gewerkschafter treffen auf Kommunalpolitiker zu Gast: die Fraktion der SPD Marburg

Die erste parteipolitische Runde der Gespräche „Gewerkschafter treffen auf Kommunalpolitiker“ wurde mit dem Treffen der SPD-Fraktion Marburg in deren Parteibüro abgeschlossen. Wie auch in den Sitzungen mit den lokalen Verantwortlichen der anderen drei Parteien war das Interesse zu einem intensiven Gedankenaustausch bei der SPD sehr groß.

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Aber bevor wir in das eigentliche Thema der Verkehrsanbindung zu den Behring-Standort einsteigen konnten, fragte der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Dr. Fabio Longo, nach den Arbeitsbedingungen unter dem Aspekt der Herstellung von pharmazeutischen Produkten. Die Begriffe GMP, Reinraumkonzept, Ein- und Ausschleusungsprozess und Hygiene waren Begriffe, die unsererseits ausführlich erklärt werden konnten. Die Arbeitsbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen in den Produktions- bereichen sind sehr anspruchsvoll und körperlich belastend. Spezielle Reinraumkleidungen werden gemeinsam mit einem Mundschutz, einer Kopfhaube, Einmalhandschuhen und Sicherheitsschuhen getragen und erschweren somit deutlich die operativen Arbeiten. Aber der Schutz des medizinischen Produktes gegen Fremdkeime und Partikel unterliegen strengen behördlichen Vorlagen. Daher gehört die Verwendung von sehr harten Desinfektionsmittel zum täglichen Umgang der Mitarbeiter in Reinräumen. Von den chemischen Mitteln, die Viren, Bakterien und Sporen abtöten, müssen die Kolleginnen und Kollegen mit geeigneten Maßnahmen geschützt werden und unterliegen daher auch einer intensiven medizinischen Betreuung.

Fraktionsvorsitzender Matthias Simon rückte nach dem kleinen Exkurs in die Behring-Arbeitswelt die Verkehrssituation in Marburg in den Mittelpunkt unserer Gespräche und fasste das in 2017 erstellte Radverkehrsplanung der Stadt Marburg zusammen. Manfred Isenberg bemängelte die geringe Beachtung des betrieblichen Mobilitätsmanagement in diesem Radverkehrkonzepts, welches nur eine von 385 Seiten beinhaltet. Hier besteht noch deutlicher Bedarf der Nacharbeitung, denn auch im bergigen Marburg wird durch die E-Bike-Mobilität der Arbeitsweg in fünf bis 10 Jahren mit Fahrrädern geprägt sein. „Berge sind und werden durch das attraktive E-Bike-Sponsoring der einzelnen Standortfirmen für die Mitarbeiter zukünftig keine Hindernisse in der Nutzung des Rades über das ganze Jahr hinweg sein!“

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Rüdiger Woelke hatte sich als Ganzjahres-Radfahrer schon im Vorfeld der Gespräche mit der Fahrradanbindung an den Behring-Standort intensiv beschäftigt. Er zeigte an den vorhandenen Karten die möglichen Abschnitte für kurzfristige und kostengünstige Befestigung oder Teilasphaltierung von Wald- und Feldwegen und Bestandsstraßen, die für einen sicheren Arbeitsweg mit dem Fahrrad geeignet wären.

Als weitere Alternative zum Individualverkehr mit dem Auto stellten Jens Thomas und Dieter Merte die Vorschläge der Arbeitsgruppe Verkehr der IGBCE vor. Gut konzipierte Park&Ride-Konzepte vor den Toren von Marburg verbunden mit Express-Bussen der Stadtwerke zum Standort werden von den 6000 Mitarbeitern bei „Behring“ sicherlich eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bekommen. Eine schnelle Anbindung mit einer guten Taktung wird für die attraktive Nutzung des ÖPNVs das entscheidende Argument sein.

Die betriebliche Mobilität wird sich in den nächsten Jahren von dem NUR-AUTO-Konzept hin zu einer Kombination von Auto, ÖPNV und/oder Fahrrad entwickeln und somit das Verhalten der Mitarbeiter verändern. Aus dieser Konsequenz heraus fordert die Verkehrsarbeitsgruppe der IGBCE Marburg die Öffnung des Teilnehmerkreises der unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters geführten „Lenkungsgruppe Behringstandort“ für die Arbeitnehmerseite/ Gewerkschafter im Rahmen von verkehrspolitischen und sozialen Fragestellungen.
Mitgestalten und Ideen einbringen gehört zum gewerkschaftlichen Auftrag der Ortsgruppen!

Die eingeplanten zwei Sitzungsstunden wurden mit sehr zielführenden und sachlichen Argumenten, aber auch mit viel Leidenschaft geführt – der allgemeine Wunsch zur Weiterführung des Dialogs war zum Schluss fast schon eine Selbstverständlichkeit.

Uli Severin fragte in die Runde, ob die Möglichkeit bestehen könnte, dass die SPD-Fraktion den Standort Behringwerke besuchen kann. Da ähnliche Anfragen auch aus der Fraktion der CDU geäußert worden sind, haben die IGBCE-Vertreter zugesagt, die Anfrage zur Besichtigung einer Produktionsstätte zu klären.

Am 11. Juni trifft sich der Verkehrsarbeitskreis der Ortsgruppe der IGBCE Marburg mit der Landrätin Frau Kirsten Fründt zu einem weiteren Dialog im Rahmen „Gewerkschafter treffen auf Kommunalpolitiker“

Manfred Isenberg, 15. April 2018